In Córdoba traf ich ein israelisches Pärchen, beide um die 70. Sie reisten wie ich. Man kommt ins Gespräch. Irgendwann kamen wir auf meine Reiseroute zu sprechen und das ich eventuell nach Marokko weiterzöge. Marrakesch und Fes stünden auf meinem Programm. Schon beim Namen Marrakesch konnte man die Verzückung der Frau verspüren. Ich solle da unbedingt hin! Es sei so toll dort und sie habe noch heute so viele, schöne Erinnerungen an den Ort.

Nun bin ich seit 3 Tagen hier und verdammt, es stellt sich bei mir kein Gefühl von 1001 Nacht ein! Was verzauberte die Frau nur?

Nun gut. Ich hab da einige Vermutungen…

Als Tourist streift man größtenteils durch die Medina, der Altstadt Marrakeschs. Es ist hier staubig, heiß. Wenig Grünes ist in Sicht. Für einen Mitteleuropäer ist’s recht schmuddelig. Alle Seiten der engen Gassen sind Verkaufsplätze für Dinge, die ein Tourist braucht. Aber auch für die Dinge, die der Tourist bis dahin noch nicht als lebensnotwendig erkennen konnte. Die Verkäufer können ihm das aber ganz gut vermitteln…

Mittendurch durch’s Verkaufsgespräch sausen Fahrräder, Mopeds und diverse Handwagen in einem rasanten Tempo. Das Spannende dabei: nix passiert. Alle bleiben heil.

Ebenso in der Medina befinden sich die souks, die Märkte. Hier gibts ebenso alles: Gewürze, Kleider, Schuhe, Schmuck, Süßes, Tam Tam. Das Schöne generell in Marrakesch: die Händler preisen ihre Waren bei weitem nicht so aggressiv an wie ich das in Ägypten erlebte.  Man kann also wirklich Bummeln gehen. Das ist wahrscheinlich ein Grund, der den Mädels sehr gefällt.

Zwei weitere Gründe habe ich vermutlich noch in peto. Zumindest mein Hotel ist ein Hort der Ruhe. Es hat das Wort Riad in seinem Namen, was so viel wie Garten bedeutet. Die Leute im Hotel sind sehr bemüht, einem seinen Aufenthalt sehr leicht zu machen. Nach der Hektik in der Stadt ist das Hotel ein guter Ausgleich.

Als Hort der Ruhe sollte ich auch Jardin Majorelle erwähnen.  Yves Saint Lorent kaufte den damals verwilderten Garten und peppte ihn wieder auf. Man kann den Garten nun besuchen. Das lohnt sich. Man sieht übrigens nahezu alles in einem Majorelle-Blau.

Ein weiterer Hort der Ruhe, den ich heute besuchte, ist ein Hammam. Ein Badehaus. Ich ging ins Dar el-Bacha. Laut Lonely Planet säubern sich da die Einheimischen. Die Stimmung und das Ambiente seien auch super. Ich würde meinen Besuch dort eher als eine Erfahrung beschreiben. Das Hammam war kein Fest für die Sinne. Man betritt den ersten Raum und wartet darauf, vielleicht im nächsten Raum einen schöneren, gemütlicheren Ort zu finden. Das passiert jedoch nicht. Das Hammam ist sehr schlicht und die beiden Räume, in denen Massagen und Bäder angeboten werden, würde ich am ehesten mit Gefängnisduschen vergleichen (ohne je ein Gefängnis besucht zu haben).
Optisch also ist’s nicht der Knaller. Nun war ich aber schon mal da. Und sauberer wird man auch da, dachte ich. Also bekam ich eine Waschung samt Massage. Und der gute Mann schrubbte dann an mir eine Stunde herum. Er behandelte meine kleinen Fussleiden. Das wog alles wieder auf.

2014, Marrakesch
2014, Marrakesch
2014, Marrakesch, Palais de la Bahia
2014, Marrakesch, Palais de la Bahia
2014, Marrakesch, Palais de la Bahia
2014, Marrakesch, Palais de la Bahia
2014, Marrakesch, Palais de la Bahia
2014, Marrakesch, Palais de la Bahia
2014, Marrakesch, Medina
2014, Marrakesch, Medina
2014, Marrakesch, Unglaublich, wie schnell so ein Mosaik in die Fliese geschlagen wird.
2014, Marrakesch, Unglaublich, wie schnell so ein Mosaik in die Fliese geschlagen wird.
2014, Marrakesch, ein Blick in mein Hotel.
2014, Marrakesch, ein Blick in mein Hotel.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna gegen 8 Uhr. Die Putzkolonne ist fast durch.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna gegen 8 Uhr. Die Putzkolonne ist fast durch.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna gegen 20 Uhr. Ein reges Treiben. Garküchen, Händler, Schwangenbeschwörer, Verrückte - alles an einem Ort versammelt.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna gegen 20 Uhr. Ein reges Treiben. Garküchen, Händler, Schwangenbeschwörer, Verrückte – alles an einem Ort versammelt.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna. Allabendlich füllt sich der Hauptplatz der Medina mit mobilen Garküchen.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna. Allabendlich füllt sich der Hauptplatz der Medina mit mobilen Garküchen.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna, Ich hoffte, die Leinwand dient der Übertragung brisanter Fußballspiele. Dem ist nicht so. Die letzten 2 Tage fand in Marrakech ein Festival statt. Die Leinwand zeigte dies parallel. Am Abend war dann Charlie Chaplin Stunde.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna, Ich hoffte, die Leinwand dient der Übertragung brisanter Fußballspiele. Dem ist nicht so. Die letzten 2 Tage fand in Marrakech ein Festival statt. Die Leinwand zeigte dies parallel. Am Abend war dann Charlie Chaplin Stunde.
2014, Marrakesch, Jardin Majorelle
2014, Marrakesch, Jardin Majorelle
2014, Marrakesch
2014, Marrakesch

image

2014, Marrakesch, Jardin Majorelle
2014, Marrakesch, Jardin Majorelle

image

2014, Marrakesch, Medina's turbulentes Treiben
2014, Marrakesch, Medina’s turbulentes Treiben
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna. Ich glaube nicht, dass der Mann sein Geld durch diverse Zahnausreisskünste verdient. Er posiert wohl eher in einem "historischen" Kostüm vor Touristen und lässt sich das bezahlen.
2014, Marrakesch, Djemaa el-Fna. Ich glaube nicht, dass der Mann sein Geld durch diverse Zahnausreisskünste verdient. Er posiert wohl eher in einem „historischen“ Kostüm vor Touristen und lässt sich das bezahlen.
2014, Marrakesch, Medina. Autsch. Direkt vor meinem Hotel gibt's diesen kleinen Laden. Hier holte ich meine täglich Ration an Wasser. Am Tag des WM Starts erschien mein Wasserspender in spanischem Outfit. Ein mieses Omen?
2014, Marrakesch, Medina. Autsch. Direkt vor meinem Hotel gibt’s diesen kleinen Laden. Hier holte ich meine täglich Ration an Wasser. Am Tag des WM Starts erschien mein Wasserspender in spanischem Outfit. Ein mieses Omen?

So ich all die Punkte zusammenzähle, ist Marrakesch schon toll. Aber allein beim Namen Marrakesch kam bei mir eine hohe Erwartungshaltung an die Stadt auf. Der wird sie nicht gerecht. Kann sie wahrscheinlich auch nicht. Vielleicht sind die Geschichten im Kopf einfach zu exotisch!
Um meine eigene Frage zu beantworten: die Stadt ist faszinierender durch die Geschichten, die ich hörte bevor ich sie selbst sah als durch meine eigenen Erlebnisse.

Wenn man übrigens die Medina verlässt, findet man ein recht modernes Marrakesch vor. Zeichen der Gleichberechtigung fand ich. Eine Menge an Mädels ist hier mit nem Roller unterwegs. Viele verhüllt, viele sehr modisch gekleidet. Das spricht für Selbstbewusstsein. Auch ein, eventuell nicht positives Beispiel für Gleichberechtigung sah ich in Tanger. Ein Frau verdrosch ihren Mann auf offener Straße. Er war einen Kopf größer als sie, wehrte sich ner nicht. Entweder er war sehr verliebt, oder aber er war sehr schuldig.

Morgen geht’s weiter nach Casblanca. Leider klappt das Geldabheben in Marokko nicht. Grmpffhh. Das sind die Leiden eines Reisenden!
Daher muss ich Marokko nach meinen Cashmitteln planen und es etwa verkürzen.

Wo finde ich Marrakesch’s Faszination?
Markiert in:         

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert